Long Covid – was tun?

Die Zahl der Betroffenen, die sich nach einer Covid-19 Infektion mit der Regeneration schwertun und anhaltende Beschwerden aufweisen steigt stetig. Dabei handelt es sich v.a. um Patienten, die einen eher milden oder mittelschweren Verlauf aufwiesen und die vorher ein gesundes und aktives Leben geführt haben.

Die anhaltenden Symptome sind ganz individuell und können die unterschiedlichsten Körperbereiche und Organsysteme betreffen. In meiner Praxis begegne ich in erster Linie 3 vorrangigen Beschwerdebilder:
– Herz-Kreislaufbeschwerden, wie Herzrasen, Blutdruckentgleisungen und Herzrhythmusstörungen
– Atembeschwerden, wie Atemnot und Druck auf der Brust
– anhaltende teilweise fast lähmende Müdigkeit und Erschöpfung.

Die entscheidende Frage ist, wie man damit umgehen kann und welche Möglichkeiten es gibt die Beschwerden zu lindern. Leider kann diese Frage bisher noch nicht wissenschaftlich fundiert und evidenzbasiert beantwortet werden.

Demnach bleibt uns vorerst nichts anderes übrig, als uns auf Althergebrachtes zu berufen, bis es neue Erkenntnisse gibt. Aus der eigenen praktischen Erfahrung heraus und als Essenz aus vielen Fortbildungen, die ich absolviert habe lautet das Zauberwort: EIGENFÜRSORGE.

Eigenfürsorge beginnt schon mit der Art und Weise, wie wir die Erkrankung selbst durchlaufen, wie gut wir hier für uns sorgen. Nach der Genesung ist aber genauso entscheidend ab wann und wie stark wir uns wieder belasten.
Warum entwickeln laut Studien prozentual gesehen mehr Betroffene mit einem milden Verlauf eine Long Covid Symptomatik?
Stürzen sich diejenigen vielleicht zu schnell in die Herausforderungen des Alltags oder sind es andere Gründe, die dazu beitragen ob eine längerfristige Symptomatik auftritt?

Es kann auf jeden Fall nicht verkehrt sein, die eigene Belastbarkeit als Maß für die Zeit nach Covid-19 zu sehen.
Die dafür benötigte Achtsamkeit für uns und unser Wohlbefinden unterstützt das Erkennen von geistigen, emotionalen und körperliche Belastungsspitzen. So ist es möglich diese abzuschwächen oder sogar ganz zu vermeiden. Herausforderungen, wie ich sie meine, erzeugen eine Stressreaktion in unserem System, die die verfügbaren Ressourcen bündelt. Statt zu regenerieren und die Batterien wieder aufzuladen befinden wir uns in einem ständigen Kampf- oder Fluchtmodus.

Achtsam mit sich selber zu sein bedeutet, dass wir innehalten, in den Körper hinein spüren und uns fragen, wie wir uns fühlen und was wir brauchen. Im nächsten Schritt ist es notwendig das zu tun, was uns am meisten dienlich ist, um die innere Anspannung zu reduzieren.
Das kann heißen, dass wir häufiger „Nein“ sagen müssen, dass unser Arbeitspensum nicht mehr so groß ist, wie früher, dass wir uns von zu vielen äußeren Reizen distanzieren, wie den sozialen Medien und den Nachrichten aus Funk und Fernsehen.
Es kann aber auch passieren, dass wir vielleicht ein Treffen mit lieben Freunden absagen müssen, weil es einfach zu viel für uns wäre.

Neben den Maßnahmen, die wir für uns selbst ergreifen sollten, sind unterschiedliche Therapiemethoden als zusätzliche Unterstützung im Gespräch.
Das Zuführen von unterschiedlichen Vitaminen und Mineralien wird empfohlen, um die inneren Speicher wieder aufzufüllen und das Immunsystem zu unterstützen. Die Diskussionen und Studien welche Vitamine und Mineralien dabei förderlicher sind, sind noch in vollem Gange.

Um das Nervensystem und die innere Anspannung zu regulieren sind osteopathische Techniken hilfreich, sie unterstützen unser ganzes System dabei ein harmonisches Gleichgewicht wiederherzustellen. Auch bei Herz-Kreislauf- und Lungenbeschwerden kann die Osteopathie zur Regeneration beitragen.

Die Ohrakupunktur, kann die Energieströme im Körper positiv beeinflussen, Blockaden, die entstanden sind auflösen und die Versorgung unseres Systems mit Energie fördern.

Entspannungstechniken fahren den aktivierenden Teil unseres vegetativen Nervensystems – den Sympathikus – runter und den die Entspannung und die Regeneration fördernden Teil – den Parasympathikus – hoch. Es hilft, wenn man sich von jemand Kundigem in diese Techniken einführen lässt, um Fragen und eventuelle Widerstände ansprechen zu können.
Es gibt so viele unterschiedliche Entspannungsmethoden, dass jeder mit etwas Geduld das Richtige für sich finden kann.

So individuell wie die Verläufe sind, sind auch die Wege, die wir zur Genesung gehen können. Und jede und jeder von uns hat einen ganz eigenen.
Wenn ihr damit zu kämpfen habt, dass ihr nicht mehr so leistungsfähig seid wie früher und körperlich so eingeschränkt seid, möchte ich euch eines sagen:

Verliert nicht den Mut. Seid gut zu euch, seid liebevoll, achtsam und verständnisvoll mit euch. Ihr werdet euren Weg finden, den ihr für eure Gesundwerdung gehen müsst.
Ich stehe euch gerne mit Rat und Tat zur Seite.

Eure Tatjana

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert