Verbindung statt Trennung

In meinen Blogbeiträgen habe ich schon häufiger erwähnt, wie wichtig es ist, uns zugehörig zu fühlen. Spüren wir Verbundenheit mit den Menschen in unserem Leben, entspannt sich unser Nervensystem, der Stress nimmt spürbar ab, die Atmung wird tiefer und bei den Herausforderungen des Lebens wissen wir, dass wir sie nicht alleine zu überwinden haben.

Das sind die Qualitäten des Herzens. Über das Herz treten wir in Kontakt und bauen diesen Raum des Verbunden Seins auf.

Das Ego ist der Teil in uns, der in Trennung geht. Wir vergleichen uns mit anderen. Wer verdient mehr Geld als ich, wer ist schlanker, hat das größere Haus, das schnellere Auto?
Die Konsequenz ist, dass wir mit Gefühlen wie Neid, Konkurrenzdenken und Minderwertigkeit zu tun haben oder wir erhöhen uns über andere, was nur scheinbar unseren eigenen Selbstwert steigert.

Ich gehe mal davon aus, dass wir alle bereits in größerem oder kleinerem Umfang mit solchen Gedanken und Gefühlen konfrontiert waren, auch wenn wir es gar nicht wollten und auch nicht unsere Art ist.

In Zeiten von Unsicherheit und Angst, so wie die in der wir gerade leben, aktivieren sich die Muster, die sich seit hunderten von Jahren des Überlebenskampfes in unseren Zellen festgesetzt haben. Statt unser Herz zu öffnen, unseren Horizont zu erweitern und Mitgefühl und Verständnis füreinander aufzubringen, wird unser Horizont immer kleiner und enger.
Das ist der Moment, wo die Hamsterkäufe losgehen, man beginnt gegen Politiker oder Menschengruppen zu gehen, die anders denken und zieht sich immer mehr zurück, bemitleidet sich eventuell selbst, bei mir persönlich der Moment, wo ich mehr esse, als ich sollte.

Ich möchte jetzt nicht propagieren, dass wir alles gut finden müssen, was andere tun. Dass wir so lange die Füße stillhalten müssen, bis nichts mehr geht, obwohl wir sehr wohl etwas hätten tun können.
Auch wenn wir uns verbunden fühlen können wir bei klarem Verstand sein. Nur, dass wir mit einem weniger gestressten System viel handlungsfähiger sind.

Das ist das, was der schamanische Weg mir ermöglicht hat. Nicht, dass ich keine Angst mehr hätte. Wenn ich spüre, dass mein System umschlägt, die Sorge, das Grübeln, die Anspannung zu nehmen, gehe ich in mein Herz. Ich baue Stück für Stück ein Gefühl von Verbundenheit mit den Dingen auf, die mich umgeben, mit Mutter Erde und der Natur, den Menschen, die an meiner Seite sind und spüre augenblicklich, wie ich tiefer atme.
Manchmal geht das in Sekundenbruchteilen, manchmal möchte es mir auf den ersten Anlauf nicht gelingen, ich bleibe einfach dran, bis sich Entspannung einstellt.

Ist das Herz weit, lassen die Gedankenschleifen nach und wir denken lösungsorientiert, statt uns im Kreis um das Problem zu drehen. Sind Herz und Kopf in Verbindung, können wir in den Bauch gehen und kommen in unsere Handlungskraft und die Aktion, statt in die Ohnmacht und Handlungsunfähigkeit.

Es muss nicht die schamanische Arbeit sein, die in uns das Gefühl von Verbundenheit aufbaut. Vielleicht spürst du es, wenn du deinen Hobbies oder deinem Sport nachgehst, wenn du dich mit deinen Lieben an einen Tisch setzt und ihr einander zuhört. Wenn du Musik hörst oder einen Spaziergang in der Natur machst.

In der buddhistischen Tradition heißt es, dass wir die Fähigkeiten des Herzens – Liebe, Mitgefühl, Verständnis, Verbundenheit – schulen und entwickeln können.
Es gibt mehrere Wege dies zu tun und ich möchte euch heute einen dieser Wege vorstellen. Die praktische Anleitung habe ich aus dem Buch „Das weise Herz“ von Jack Kornfield.

Praktische Anleitung: „Die innere Güte sehen“
An einem Tag, an dem du in guter Stimmung bist, möchte ich dich einladen, dass du ganz bewusst nach der edlen Qualität von 3 Menschen Ausschau hältst.
Zu Beginn ist es leichter, dies mit Menschen zu praktizieren, die dir nahe stehen und die du liebst und schätzt. Wenn du diese Fähigkeit geschult hast, kannst du deine Praxis ausdehnen, auf mehr Menschen und auch auf diejenigen, wo du etwas länger nach der edlen Qualität suchen darfst.

Ich bin mir sicher, du wirst sie finden. Auch wenn du erstmal „nur“ feststellst, dass dein Gegenüber heute schöne Farben trägt, öffnest du dich langsam und deine inneren Widerstände werden weicher.

Natürlich kommt diese Praxis deinem Umfeld zugute. Es geht aber vor allem darum, dass sie dir selbst hilft, dich zu entspannen und auch deine eigenen edlen Qualitäten wahr zu nehmen.

Probiere es einfach aus.
Ich bin gespannt auf das, was sich bei dir verändert.

Deine Tatjana

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